Das Lieblingsessen meines Patenkinds ist Nudelauflauf mit Brokkoli. Zu seinem letzten Geburtstag bekam es natürlich abends von der Mama sein Lieblingsessen zubereitet und das Kind freute sich sehr darauf. Zum Abendessen war auch die nähere Familie eingeladen.
Also sassen wir alle am Tisch und in der Mitte stand ein Nudelauflauf. Nudelauflauf mag ich total gerne, aber Brokkoli mag ich leider überhaupt nicht. Also nur in gewissen Darreichungsformen, aber nicht in dieser halt. Gegrillt kann ich Brokkoli schon essen, aber gekocht geht gar nicht. Es ist halt kompliziert zwischen mir und den Lebensmitteln. Deswegen habe ich auf meinem Teller den Brokkoli an die Seite geschoben und mich einfach auf die Nudeln konzentriert.
Plötzlich begann aus heiterem Himmel das Kind heftig zu weinen. Eine Ursache war direkt nicht auszumachen. Wir schauten uns alle verwundert an und niemand wusste, was los war. In so einer Situation bekommt man teilweise wirklich einen Schreck, weil man befürchtet, eine Gefahr zu übersehen, auf welche man schnell reagieren müsste.
„Kind, was ist denn los?“, fragte die Mama.
„Marco isst seinen Brokkoli nicht!“, sagte das Kind.
Es folgten lange und ausführliche Erklärungen, dass jeder Mensch bestimmte Lebensmittel mag und nicht mag. Aber für das Kind war es einfach unverständlich, wie es denn sein könne, dass man Brokkoli nicht mag. Ein Ding der Unmöglichkeit! Diese Situation hat meine bislang ausgesprochen gute Beziehung zum Kind tatsächlich nachhaltig verstimmt. In der darauffolgenden Zeit begegnete mir das Kind leicht distanziert und es brauchte viele, viele Beschäftigungsstunden bis das Trauma überwunden war.